DividendenAdel im Babyfieber und lange bevor der kleine Julian Röhl am Montagmorgen auf die Welt gekommen ist, hat der Papa natürlich schon die passenden Aktien abgecheckt. Kinder sind schließlich nicht nur Liebe, Leben und Zukunft; das Leben als Eltern hat auch gewisse wirtschaftliche Implikationen. Reinrassige „Baby-Aktien“ gibt es allerdings nicht wirklich viele. Stattdessen wird das Geschäft mit den lieben Kleinen von Konsumgüter-Konzernen aus den USA dominiert – darunter ein paar waschechte Ausschüttungs-Aristokraten.
Verbraucherschützer und Medien empören sich darüber, dass das kostenlose Girokonto allmählich ausstirbt. Den Shitstorm haben Banken und Sparkassen sich redlich verdient, nachdem sie ihre Klientel zwei Jahrzehnte lang zu Lauscheppern erzogen haben – um dann hintenrum umso schamloser abzukassieren. Doch genau das funktioniert nicht mehr, weil die Zinsmarge dahinschmilzt, weil Vertrieb und Beratung immer stärker reguliert werden, weil die Kunden besser informiert oder zumindest stärker sensibilisiert sind.
Selten hat der Begriff von der „spätrömischen Dekadenz“ so gut gepasst wie beim ehemaligen Volkswagen-Chef Martin Winterkorn, der sich sogar einen beheizten Teich für seine edlen Koi-Karpfen von der Firma bezahlen ließ. Doch während Geld in Wolfsburg scheinbar keine Rolle spielte, mussten sich die Aktionäre mit mageren Dividenden bescheiden: In der Ära Winterkorn wurde nur ein Sechstel der Gewinne ausgeschüttet. Solcher Geiz ist ein Warnsignal für Investoren – denn Firmen mit Payout-Quoten zwischen 25% und 75% schneiden langfristig deutlich besser ab.
Fernsehkoch Tim Mälzer liebt New York und hat sich deshalb im „Big Apple“ an einem italienischen Restaurant beteiligt. Nun ist der Laden pleite. Ähnliche Erfahrungen machen auch weniger prominente Anleger: Vermeintlich coole Investments entpuppen sich als Rohrkrepierer – während Langweiler wie die zuverlässigsten Dividendenzahler im DAX satte Renditen abwerfen.
Exchange Traded Funds (ETF) und Open End-Zertifikate sind praktische Paket-Lösungen für Anleger, die mit wenig Aufwand breit gestreut investieren wollen. Doch auch die scheinbar günstigen Index-Produkte haben ihre Tücken. Bei Zertifikaten auf Tabak- oder Rüstungs-Aktien landen die Dividenden in den tiefen Taschen der Bank, bei einigen ETFs stellt sich die Sinnfrage – etwa wenn ein globales Thema mit einem auf Europa limitierten Aktienbarometer abgebildet wird. Auch mit der Diversifikation ist es häufig nicht so weit her wie es scheint.
Alle Jahre wieder kommt vor dem Christuskind ein schier endloser Reigen von Rück- und Ausblicken auf die Erde nieder – und auf das Börsenparkett natürlich auch. Der Erkenntniswert ist gering und wenn’s um Dividenden geht, kann der Blick in die Glaskugel sogar böse Folgen haben: Die prominenten Ausfälle dieses Jahres – RWE, Deutsche Bank und Bilfinger – sollten Warnung genug sein, den Schätzungen zu misstrauen.
Der Wahlsieg von Donald Trump hat eine Entwicklung beschleunigt, die schon seit einigen Monaten im Gange ist: Die Renditen von Staatsanleihen steigen wieder. Von einer Zinswende zu sprechen, wäre verfrüht. Zunächst geht es um die Korrektur der Untertreibung vom Sommer. Aktien-Investoren müssen dennoch umdenken – denn Firmen mit hoher Dividendenrendite, im 1. Halbjahr noch klar besser als der Markt, geraten plötzlich ins Hintertreffen. Jetzt wird wieder der ganzheitliche Blick auf Ausschüttungsqualität belohnt, wobei der Fokus auf Wachstum liegt.