Gestern „BILD Verbraucherdialog“ mit Telefonaktion und Panel-Diskussionen im 19. Stock des Axel-Springer-Hauses. War mir ein Vergnügen und eine Ehre, dabei zu sein – und viele Erkenntnisse aus den Fragen der Anrufer und Zuschauer mitzunehmen. Etwa, dass wir in der „Finanzbubble“ noch immer viel zu selbstverständlich mit Begriffen wie „ETF“, „Index“ oder „Broker“ um uns schmeißen, die längst noch kein Allgemeinwissen sind.
Bei Siemens war das Geschäftsjahr schon am 30. September beendet – und es ist (bis auf den Dauer-Patienten Energy) wie erwartet gut gelaufen. Umsatz +8%, Auftragseingang +17%, Free Cash Flow wie im Vorjahr satte 8,2 Mrd. Euro. Also kann man auch die Dividende anheben – um 6,25% auf 4,25 Euro je Aktie.
Wenn ein Unternehmen 24 Jahre in Folge die Dividende erhöht, ist es durchaus wahrscheinlich, dass es auch im 25. Jahr weiter aufwärts geht. Aber die Historie ist eben keine Garantie – siehe jetzt der Ausfall bei Castellum: Statt wie in den drei Vorquartalen 1,90 Kronen je Aktie zu überweisen, gab der schwedische Immobilien-Riese gestern bekannt, dass die Ausschüttung bis auf weiteres „pausieren“ soll.
Die Quartalszahlen von Bayer (PDF) sind durchaus ordentlich, aber es bleiben Fragen. Etwa die traditionell große Lücke zwischen dem Gewinn je Aktie (0,56 Euro) und dem „um Sondereinflüsse bereinigten“ Ergebnis (1,13 Euro) – mit welcher Zahl soll man denn rechnen, um die Aktie zu bewerten!?
Die Wirtschaftswoche in der aktuellen Ausgabe mal wieder mit einer – leider wohl in regelmäßigen Abständen notwendigen – Warnung vor der von diversen Finanzmüll.-Websites orchestrierten Abzocke mit Rohstoff-Pennystocks. Deshalb an dieser Stelle mal ein paar typische „Red Flags“, die auf Aktien-Abdecke hindeuten:
Kraftprotz-Inflation: Mein Lieblingsbrötchen von Bäcker Wiedemann in Berlin durchbricht die (Achtung, Phrasenschwein) „psychologisch wichtige“ Ein-Euro-Marke – und kostet nun 1,05 Euro. Nach der dritten Preisanhebung im Jahr 2022 ist das Brötchen 16,7% teurer als vor zwölf Monaten.
In den vergangenen 70 Jahren gab es immer durchaus einleuchtende Gründe, warum man gerade besser keine Aktien haben sollte. Irgendwie war der Globus ständig aus den Fugen. Und doch haben sich die Aktienkurse gemessen am S&P 500 Index mehr als ver-250-facht.