Seit der Finanzkrise gab es viele gute Gründe, Aktien zu verkaufen (oder gar nicht erst zu kaufen). Derweil hat sich der S&P 500 inkl. Dividende versechsfacht. Dazu zwei großartige Infografiken von US-Investor Michael Batnick.
Eigentlich sind Börsenweisheiten ja das Revier von Jessica Schwarzer. Aber jetzt muss ich mir mal ein Kostolany-Bonmont ausborgen. „An der Börse ist alles möglich, auch das Gegenteil“, hat der legendäre Spekulant einst philosophiert. Wie recht er hatte, sieht man an einer laaangen Graphik, die ich letztes Jahr schon mal gepostet hatte – damals um zu zeigen, wie extraordinär das Jahr 2017 war: Erstmals in der (Nachkriegs-)Geschichte hatte der S&P von Januar bis Dezember jeden Monats mit Gewinn abgeschlossen. Auch 2018 könnte historisches passieren, nur mit umgekehrten Vorzeichen.
Der Zins ist zurück. Seit einigen Tagen werfen fünfjährige US-Staatsanleihen wieder 3% Rendite ab, so viel wie zuletzt im Sommer 2008, kurz vor der Eskalation der Weltfinanzkrise. „Hier entwickelt sich ein echtes Konkurrenzprodukt für Aktien“, heißt es dazu im Markt-Kommentar eines Online-Brokers – schließlich liegt die durchschnittliche Dividendenrendite im S&P 500 Index nur bei 1,8%. Also dann: Tschüss, ihr lieben Aktien!? Nun mal langsam… ein paar Anmerkungen zu Aktien, Anleihen, Dividenden und Zinsen.
Der S&P 500 diese Woche wieder mit einem neuen Allzeithoch – während der EURO STOXX 50 auf dem Niveau von 1998 herumdümpelt. Zugegeben, inklusive Dividenden sieht’s etwas besser aus. Doch der Abstand zwischen alter und neuer Welt ist Immens: Auf Total Return-Basis haben Aktionäre ihr Kapital an der Wall Street binnen 25 Jahren mehr als verzehnfacht, in der Euro-Zone nicht einmal versechsfacht. Im Durchschnitt fehlen auf diese Weise hierzulande pro Jahr knapp drei Prozent Rendite.
Facebook heute im europäischen Handel bis zu 20% schwächer. Na und!? Wer die Aktie nicht im Depot hat, dem darf das ja wohl egal sein – genau wie der Kursrutsch bei Netflix letztens. Aber Vorsicht: Schon wer bloß einen ETF auf den S&P 500 im Depot hat, sollte Facebook, Amazon, Netflix und Google (Alphabet) nicht ignorieren.
Wer einen Eindruck davon haben will, wie außergewöhnlich die Rally an den Aktienmärkten ist, muss bloß auf den S&P 500 Total Return schauen. Denn 2017 hat der Index bislang jeden Monat mit Gewinn abgeschlossen. Das gab’s noch nie – obwohl der S&P 500 Total Return bei Bloomberg bis zurück ins Jahr 1950 abrufbar ist.
„Ein Wahlsieg Trumps dürfte Schockwellen um die Weltbörsen senden. Die Investmentbank Barclays rechnet mit einem Absturz des US-Leitindex S&P 500 zwischen 11 und 14 Prozent“, hieß es vor einem Jahr im Manager Magazin vor genau einem Jahr. Heute jährt sich die denkwürdige US-Wahl zum ersten Mal und wieder einmal ist alles ganz anders gekommen als von den Experten erwartet: Rally statt Crash. Der S&P 500 hat mehr als 20% zugelegt, der Dow Jones sogar fast 30% – und fünf Graphiken zeigen, ob die Börse wegen oder trotz Donald Trump läuft.