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Window Dressing zum Jahresende: Überschätzter Trick der Geld-Profis

Zum Jahresende ist in den Börsenberichten oft vom Window Dressing die Rede. Dabei geht’s um eine Taktik, die man denjenigen nachsagt, die vom Geld anderer Leute leben und per 31. Dezember Rechenschaft über ihre Dispositionen ablegen müssen: Damit Vermögensverwalter und Fondsmanager den Kunden im Jahresabschluss ihr feines Näschen für die richtigen Aktien zeigen können, werden kurz vor dem Stichtag die mies gelaufenen Aktien aus den Depots geworfen – und im Gegenzug die Gewinner des bisherigen Jahres gekauft.

Lufthansa, Commerzbank und RWE vorne

Wenn das genügend Großanleger machen, kann die kleine Trickserei durchaus kursbeeinflussend sein. Privatanleger spielen deshalb gerne mal Trittbrettfahrer und ordern für den Jahresendspurt gezielt die Top-Titel des bisherigen Jahres. 2017 wären das im DAX Lufthansa, Commerzbank und RWE. Der Kranich hat in den ersten elf Monaten bereits 140% zugelegt, die gelbe Bank und der Sorgen-Versorger kommen immerhin auf über 60% Plus.

Taktisches Zufallsspiel statt sinnvoller Strategie

Ob das Trio den DAX auch im Dezember abhängen kann, steht allerdings in den Sternen. Denn so plausibel die Theorie von den aufgehübschten Reportings der Geld-Profis sich auch anhört, empirisch nachweisbar ist der Window Dressing-Effekt für die wichtigsten deutschen Aktien nicht: Seit 2001 waren die drei DAX-Aktien, die von Anfang Januar bis Ende November am besten abgeschnitten haben, im Dezember in genau acht von 16 Jahren besser als der Index-Durchschnitt.

Window Dressing DAX Top 3

Das riecht nach purem Zufall – auch weil seit 2007 auf jedes Jahr, in dem das Window Dressing-Trio den DAX schlägt, ein Reinfall folgt. Nach dem Gesetz der Serie sollte es jetzt also wieder klappen. Denn im Vorjahr waren die Elf-Monats-Meister Adidas, Siemens und Linde mit einem Dezember-Plus von 5,8% hinter dem Index-Mittel (7,0%) zurückgeblieben. Linde hatte im Schlussmonat sogar ein kleines Minus hinnehmen müssen, während ausgerechnet der Flop des Jahres die Top-Aktie der Weihnachtszeit war: Die Deutsche Bank.

Statt Window Dressing lieber auf Qualität schauen

Doch wir wollen ja investieren und nicht würfeln. Deshalb lassen wir von kurzfristigen Taktik-Spielchen à la Window Dressing einfach die Finger weg. Es mag gute Gründe geben, auch jetzt noch Lufthansa, Commerzbank und RWE zu kaufen. Die Kursentwicklung jedoch ist kein Argument und ein Anlagehorizont bis Silvester ist erst recht Humbug. Wer sich stattdessen jetzt strategisch positionieren will, kann durchaus mal ans Ende des DAX-Performance-Rankings schauen. Vorletzter ist mit knapp 20% Minus seit Jahresanfang ausgerechnet der einzige deutsche Dividenden-Aristokrat – der Gesundheitsdienstleister Fresenius.

Folgen Sie Christian W. Röhl auf Twitter: @CWRoehl

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