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Wenn Dividenden verdampfen: Augen auf bei Index-Produkten

Eine ausgewogene Streuung des Vermögens auf unterschiedliche Unternehmen, Sektoren, Länder und Währungsräume ist einer der zentralen Erfolgsfaktoren beim Investieren in Aktien. Um ein Portfolio mit 30 oder 50 Titeln aufzubauen, braucht es indes eine gewisse kritische Masse. Mindestens 1.000 Euro pro Position sollten es schon sein, sonst schlagen selbst die Mindestprovisionen der günstigsten Online-Broker überproportional ins Kontor. Doch auch wer (noch) keine 30.000 Euro beisammen oder schlichtweg keine Lust auf allzu viele Einzelwerte hat, braucht nicht auf ein diversifiziertes Depot zu verzichten – verpackt als Exchange Traded Funds (ETFs) oder Open End-Zertifikate lassen sich Dutzende Aktien bequem und billig im Paket ordern.

Tabak-Dividenden landen beim Zertifikate-Anbieter

Doch auch Index-Produkte haben so ihre Tücken. Bei BNP Paribas beispielsweise gibt’s ein Zertifikat auf den NYSE/Arca Tobacco, der die wichtigsten US-Zigarettenfirmen bündelt. Ob man in Glimmstengel investieren möchte, muss natürlich jeder mit sich selber ausmachen. Lohnend ist das Geschäft mit dem blauen Dunst aber allemal: Allen Rauchverboten zum Trotz hat sich der Index seit Anfang 2003 mehr als verfünffacht und das Zertifikat hat diesen Anstieg – umgerechnet in Euro – wie versprochen weitgehend „eins-zu-eins“ mitgemacht.

TOBX Index-ProduktBlöd allerdings, dass das an der Wall Street unter dem Kürzel TOBX bekannte Aktien-Barometer nur die Kursentwicklung aufzeichnet, während die Dividenden verdampfen. Und weil die Aktionärsbescherung bei Altria, Philip Morris & Co. traditionell besonders üppig ausfällt, kostet das die Zertifikate-Anleger richtig Geld: Würden die Dividenden wie beim DAX automatisch reinvestiert, stünden beim NYSE/Arca Tobacco Index für die letzten knapp 14 Jahre auf Euro-Basis unter dem Strich gut 750% statt 400% Plus.

Top-Aktien statt kastriertes Index-Produkt

So jedoch landen die fetten Ausschüttungen der Tabak-Giganten – im Durchschnitt 3-4% p.a. – zum großen Teil in den tiefen Taschen der Bank. Dass das Zertifikat ohne Managementgebühr auskommt, ist da nur ein schwacher Trost. Wer der Meinung ist, das Qualmen hätte eine Zukunft, legt sich deshalb besser drei oder vier Top-Aktien der Branche statt ein kastriertes Index-Produkt ins Depot.

Healthcare Dasselbe gilt für ein anderes unter ethischen Gesichtspunkten höchst umstrittenes Anlage-Thema. Auch das einzige „en bloc“ handelbare Aktienbarometer für die Rüstungsindustrie wird nämlich von der New York Stock Exchange berechnet. Dass die Ausschüttungen flöten gehen, fällt beim NYSE/Arca Defense Index historisch zwar nicht so stark ins Gewicht wie im Tabak-Sektor. Aktuell locken Firmen wie Lockheed Martin, Raytheon oder Northrop Grumman aber mit Dividendenrenditen zwischen 1,6% und 2,9%, weshalb Langfrist-Anleger auch hier das Direktinvestment bevorzugen.

Vorsicht bei der STOXX-Familie

Darüber hinaus sind Nischen wie Rüstung oder Tabak nur die Spitze des Eisbergs, wenn es um Zertifikate und Dividenden geht. Denn obwohl sich in der Derivate-Industrie vieles zum Besseren gewendet hat und neu begebene Index-Tracker zumindest die Netto-Ausschüttungen anrechnen, gibt es nach wie vor genügend Papiere auf Kursindices. Insbesondere bei der paneuropäischen (EURO) STOXX-Familie müssen Investoren deshalb doppelt hinschauen – oder gleich einen Exchange Traded Fund (ETF) kaufen. Die börsengehandelten Index-Fonds sind von den laufenden Kosten her nur marginal teurer als Open End-Zertifikate, als Sondervermögen auch bei einer Pleite des Emittenten geschützt und Dividenden werden entweder automatisch reinvestiert (was steuerlich oft suboptimal ist) oder regelmäßig ausgeschüttet.

Das ändert freilich nichts daran, dass auch ein ETF nur eine Verpackung ist – deren Inhalt durchaus diskussionswürdig sein kann. So bilden gleich mehrere Anbieter, darunter die Marktführer iShares und Deutsche Bank, den „STOXX Europe 600 Health Care“ ab. Der Index umfasst gegenwärtig 41 Pharmafirmen und Gesundheitsdienstleister. Das klingt nach breiter Streuung, aber weit gefehlt: Mehr als zwei Drittel des Portfolios konzentrieren sich auf ganze sechs Schwergewichte (Novartis, Roche, Sanofi, GlaxoSmithKline, AstraZeneca und Novo Nordisk).

Globale Themen brauchen globale Produkte

Überdies passt ein per definitionem auf Westeuropa beschränktes Universum nicht wirklich zur globalen Ausrichtung des Health Care-Sektors. Die meisten Pillen und Produkte für Patienten werden weltweit vertrieben, weshalb es aus Investment-Sicht eigentlich egal ist, ob der Hersteller nun zufällig in Deutschland, der Schweiz, England, den USA oder Japan sitzt – zumal „Big Pharma“ eben keine europäische Domäne ist, denn von den 20 umsatzstärksten Firmen der Branche kommen gerade einmal sechs aus der alten Welt. Der STOXX Health Care ETF spiegelt also nur einen kleinen Ausschnitt wider, während Top-Firmen wie Johnson & Johnson, Pfizer und Merck & Co. fehlen. Doch immerhin gibt’s hier, anders als bei Tabak oder Rüstung, intelligente Alternativen: Mit 125 Aktien aus 17 Ländern empfiehlt sich der MSCI World Health Care Index, der ebenfalls bei mehreren ETF-Gesellschaften im Regal liegt, als probate globale Paketlösung.

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