Während die Weltwirtschaft den schlimmsten Absturz der Nachkriegsgeschichte erlebt, haben die Börsen sich im Mai weiter erholt. TINA sei Dank: „There Is No Alternative“ zu Sachwerten, wenn das Geld immer mehr wird – und Aktien sind eben unternehmerische Sachwerte. Auch Gold klettert weiter, während der Immobilien-Index nicht vom Fleck kommt. Gewohnt wird zwar immer, aber der hohe Gewerbe-Anteil belastet. Büro-Vermieter und Shoppingcenter müssen nicht nur kurzfristige Mietausfälle hinnehmen, sondern leiden auch darunter, dass Arbeits- und Einkaufsgewohnheiten sich „durch Corona“ nachhaltig ändern.
Ein seltenes Bild bei den Länder-Indices: Der DAX mit einem Mai-Gewinn von knapp 7% mal ganz vorne dabei und inzwischen auch auf Jahres-Basis klar besser als die anderen großen Europa-Börsen – dennoch weit hinter den USA, Japan und der Schweiz. Die Schwellenländer haben derweil schon wieder in den Korrekturmodus geschaltet und liegen sowohl im Mai als auch für die vergangenen zwölf Monate im Minus. Denn während notorische Sorgenkinder wie Brasilien, Mexiko oder Südafrika weiter zulegen konnten, ging’s ausgerechnet in Asien abwärts. Dennoch bleibt China der einzige Emerging Market, der seit Mai 2019 aus der Perspektive des Euro-Investors ein Plus ausweisen kann.
Und ewig grüßt der Tech-Sektor… von der Spitze des Performance-Rankings. Denn Microsoft, Apple & Co. haben das, was Investoren jetzt wollen: Breite Burggräben, solide Bilanzen und stetige Cashflows – verbunden mit kräftigem Wachstum. Parallel läuft eine selektive Schnäppchenjagd. Zuvor kräftig abgestrafte Sektoren wie Industrie und Grundstoffe können ein bisschen Boden gut machen. Nur Energie-Aktien werden trotz steigender Ölpreise weiterhin verschmäht, auch weil die lange kultivierte „Shareholder Value“-Illusion der Branche verdampft ist, nachdem Royal Dutch zum ersten Mal seit Kriegsende die Dividende gekürzt hat.