Da hat die Masse der Astrologen… ähm, Analysten… wieder kräftig daneben gelegen! Vor drei Wochen wurden für Daimler im Median/Konsens noch 1,92 Euro Dividende je Aktie erwartet. Heute kam die offizielle Ankündigung: 90 Cent. 50% weniger als prophezeit, 72% weniger als im Vorjahr.
Ich kann also nur wiederholen, was ich schon in „Cool bleiben und Dividenden kassieren“ und hier oder hier im Web geschrieben habe: Dividenden lassen sich noch schwieriger prognostizieren als Gewinne – weil zusätzlich zur Ertragslage übergeordnete strategische Erwägungen der Unternehmen eingeschätzt werden müss(t)en. Die auf den Erwartungen der Analysten basierenden Rendite-Hitlisten der Finanzportale („Die dicksten Dividenden Deutschlands“) sind deshalb alles andere als ein zuverlässiger Wegweiser.
Daimler als Mahnmal
Dazu ist die Dividendenrendite – egal, ob sie nun auf Basis erwarteter, angekündigter oder historischer Ausschüttungen berechnet wird – kein hinreichender Grund, eine Aktie (nicht) zu kaufen. Auch dafür ist Daimler ein mahnendes Beispiel: Wer sich 2018 bei Kursen um 60,00 Euro an 3,65 Euro Dividende (=6% Rendite) berauscht hat, kriegt jetzt nur noch 0,90 Euro (=1,5% aufs damalige Investment), während die Aktie binnen zwei Jahren ein Drittel ihres Wertes verloren hat.
Mit den DividendenAdel-Kriterien war man vor diesem Fiasko sicher. Denn Daimler musste schon im Zuge der Finanzkrise die Dividende erst senken und dann streichen, hat also den „Track Record“ von mindestens zehn Jahren ohne Kürzung nie erreicht. Hinzu kommt das ultimative Warnsignal von vor einem Jahr, als der damalige Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche ausgerechnet in seiner letzten Bilanz-Pressekonferenz eine zaghafte Dividendenkürzung (von 3,65 auf 3,25 Euro) verkündet hat.