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Fünf Lehren aus der Brexit-Börse

Erstens: Der Crash, der (noch) keiner ist. Auch wenn die meisten Aktienindizes nach dem Brexit-Entscheid die höchsten Tagesverluste der letzten Jahre hinnehmen mussten, sind die meisten Börsen bislang bloß auf das Niveau von vor zehn Tagen zurückgefallen – als die Märkte erstmals die Möglichkeit eingepreist hatten, dass die Briten gegen einen Verbleib in der EU stimmen könnten. Es wurde also lediglich die zwischenzeitliche Erholungsrallye ausradiert, die etwa den DAX binnen sechs Tagen von 9.550 auf 10.300 Punkten getrieben hatte.

DAX

Zweitens: Die Börsen im Bann der Zocker. Jene Erholungsrallye hatte ohnehin reichlich dubiose Züge. Denn die Kurse waren nicht von harten Fakten oder zumindest von repräsentativen Umfragen befeuert worden – sondern primär von den Quoten der Londoner Buchmacher, die im Gegensatz zu allen Meinungsforschern von einem klares „Bremain“-Votum ausgegangen waren. Eine absurde Szenerie, die einmal mehr offenlegt, dass das hektische Auf und Ab der Märkte wenig mit realwirtschaftlicher Realität und viel mit abenteuerlicher Zockerei zu tun hat. Lesen Sie in diesem Zusammenhang unbedingt auch den grandiosen Kommentar von Christoph Rottwilm: „Verzockt – wenn die Börse zum Wettbüro verkommt“ (Manager Magazin Online).

Drittens: „Rien ne va plus“ bei den Billig-Brokern. Viele Privatanleger, die am Freitag im Casino mitspielen… pardon, an der Börse handeln wollten, erlebten ein böses Erwachen. Die Systeme einiger Online-Banken waren dem Ansturm nicht gewachsen. Kaufen oder verkaufen, nichts ging mehr. Doch wer wird sich darüber ernsthaft wundern!? Wo seit Jahren ein aberwitziger Preiskampf um immer niedrigere Ordergebühren tobt, bleibt halt nicht mehr genug übrig, um die technische Infrastruktur so aufzumöbeln, dass sie auch extremen Phasen standhält. Immerhin, die Zwangspause dürfte manchen Privat-Zocker, der sich dank Real Time Push, Pattern Recognition Tools und anderem Firlefanz schon als neuer Soros fühlt, davor bewahrt haben, sich mit Hebel 100 um Kopf und Kragen zu spekulieren.

Viertens: Dividendenqualität bewährt sich sogar kurzfristig. Bestätigt dürften sich hingegen alle fühlen, die nicht daddeln, sondern investieren. Zwar denken wir Investoren in Jahren (oder gar Jahrzehnten) statt in Tagen. Dennoch tut es einfach gut, wenn ein strategisches Kalkül schon kurzfristig aufgeht – und zuverlässige Dividendenzahler wie Henkel, Colruyt oder Kerry Group mit plus/minus Null aus dem Handel gehen, während der EURO STOXX 50 um sage und schreibe 8,6% einbricht. Schade allenfalls, dass es bislang keine Gelegenheit gab, bei derlei Qualitätstiteln günstig nachzukaufen.

Fünftens: Die USA als sicherer Hafen. Dividendenqualität ist allerdings nur die halbe Miete. Mindestens genauso wichtig ist eine breite internationale Streuung, schon weil viele Branchen auf dem heimischen Kurszettel überhaupt nicht vertreten sind. Vor allem US-Werte sind deshalb integraler Bestandteil jedes gut aufgestellten Portfolios, wobei die Währungsseite noch für zusätzliches Diversifikationspotential sorgt. Auch das hat sich am „Brexit-Day“ bestätigt: Nicht nur, dass der den Lesern unseres Buches bestens bekannte S&P Dividend Aristocrats Index in US-Dollar gerade einmal 2,8% eingebüßt hat – die kräftige Aufwertung des „Greenbacks“ lässt das Minus in Euro auf geradezu läppische 1,1% sinken.

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