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20 Jahre T-Aktie: Volkstrauertag für die Anlage-Kultur

Am 18. November feiert die Deutsche Telekom ihr 20-jähriges Börsenjubiläum. Wobei – zum Feiern wird kaum jemandem zumute sein, der 1996 zum offiziellen Ausgabepreis von 28,50 DM oder umgerechnet 14,57 Euro zugegriffen hat und bis heute bei der Stange geblieben ist. Denn zwei Jahrzehnte später pendelt die T-Aktie nach wilder Berg- und Talfahrt wieder um ihren anfänglichen Kurs.

Verdient haben die Aktionäre der ersten Stunde nur an der Dividende. Bislang hat der Konzern 18-mal ausgeschüttet, nur in der Krise 2003/04 sind die Anteilseigner gänzlich leer ausgegangen. Unter dem Strich summieren sich die zuletzt stets im Mai überwiesenen Gewinnbeteiligungen auf 11,19 Euro. Bezogen auf den Emissionskurs von vor 20 Jahren sind das immerhin 77% oder 2,8% p.a. Davon wird man nicht reich, aber es ist eben auch kein totaler Reinfall.

Drei Börsengänge in vier Jahren

Den hingegen erlebten Anleger, die nicht von Anfang an dabei waren, sondern erst danach eingestiegen sind – über die Börse oder im Rahmen der späteren Platzierungen. Im Juni 1999 etwa nutzte die Telekom die Gunst der Internet-Euphorie und besorgte sich ein zweites Mal frisches Geld vom Aktienmarkt. Nun allerdings betrug der Ausgabepreis schon 39,50 Euro. Bis heute sind per saldo fast zwei Drittel des Kurswerts durch den Schornstein und selbst inklusive Dividenden liegt man immer noch knapp 40% in den Miesen.

20 Jahre T-Aktie Deutsche Telekom Dividende

Ein Jahr später hielt dann die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Hand auf. Nachdem der Erlös der ersten beiden Börsengänge in die Kasse des Unternehmens geflossen war, wurden nun Aktien aus Staatsbesitz platziert – zum stolzen Preis von 66,50 Euro. Kein Wunder, dass Finanzminister Hans Eichel (SPD) besonders eifrig für die Emission trommelte, die für gutgläubige Sparer zu einem fatalen Rohrkrepierer werden sollte. Nach einem dreitätigen Ausflug in dreistellige Regionen war der Kurs der T-Aktie zweieinhalb Jahre später nur noch einstellig.

Treue zur T-Aktie hat sich nicht ausgezahlt

Wer nicht schnell genug verkauft, sondern den Beschwörungen der Manager und Politiker geglaubt hat, dass die Telekom langfristig eine lohnende Geldanlage sein würde, sitzt heute auf 80% Verlust. Oder anders formuliert: Damit die Teilnehmer des dritten Börsengangs ihren Einstandspreis wiedersehen, müsste die T-Aktie sich nahezu verfünffachen.

Der 18. November 1996 war die Ouvertüre zu diesem Debakel, das rechtschaffene Bürger um ihre hart erarbeiteten Spargroschen gebracht und die Aktie als Geldanlage nachhaltig diskreditiert hat. „Gebranntes Kind scheut das Feuer“, weiß der Volksmund und so landete das, was nach dem Telekom-Trauma noch übriggeblieben war, wieder auf dem Sparbuch – bloß nicht noch mehr Geld verlieren mit diesem Zocker-Zeugs. Dass der DAX, der die 30 wichtigsten Börsenfirmen des Landes bündelt, allein in den letzten fünf Jahren über 70% zugelegt hat, war den meisten Deutschen deshalb lange Zeit herzlich schnuppe: Sie haben keine Aktien, und kassieren keine Dividenden, sondern lassen sich mit mickrigen Zinsen abspeisen.

Aktienkultur trotz Nullzins noch ein zartes Pflänzchen

Erst seit aus „mickrig“ in den letzten Monaten „nix“ geworden ist und Banken sogar als Gebühren etikettierte Strafzinsen verlangen, erlebt die Aktie zaghafte Renaissance. Orchestriert vom griffigen Slogan „Dividende ist der neue Zins“ fließen Milliarden in Aktienfonds. Verbraucherschützer erklären, warum Aktien für die Altersvorsorge alternativlos sind. Youtube-Kanäle mit fünfstelligen Abrufzahlen geben Tipps, wie man Aktien online analysiert und handelt. Mit der Euphorie von vor 20 Jahren hat das gottlob nichts zu tun. Doch gerade weil die Anlage- und Aktienkultur noch ein ganz zartes Pflänzchen ist, darf die Sache nicht abermals schiefgehen. Deshalb morgen im zweiten Teil – sieben Lehren aus dem Börsengang der Deutschen Telekom.

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